Auf den ersten Blick sehen sie gleich aus, die beiden Bilder, die aktuell im Büro der Oberin im Mutterhaus Neuendettelsau zu sehen sind, und trotzdem unterscheiden sie sich deutlich: Das Original-Gemälde von Jörgen Habedank wurde als Textilkunst-Objekt von Beate Baberske neu interpretiert und gestaltet.
Jörgen Habedank gestaltet Bilder, die sakrale Themen wie Licht, Wärme, Besinnung ausdrücken, die christliche Grundthemen wie Transzendenz, Kreuz oder Auferstehung erfassen. Sein Gemälde mit dem Titel „Schutzraum“ ist deutlich kleiner als die textile Arbeit. Die größere Fläche lässt so Platz für Interpretationen. Akzentuierungen, die Betonung bestimmter Elemente und Symbole sind möglich.
Eine leuchtende Kugel, ein Feuerball vor einer violetten, rechteckigen Form fällt dem Betrachter sofort ins Auge. Goldener Lichtschein erscheint hinter der Fläche am Horizont. Die Kugel wird gehalten von einem geschwungenen Lichtkreuz, es greift die Dynamik der goldgelben Fläche darüber auf.
Das Kreuz scheint sich aus der Fläche herausgelöst zu haben, es steht wie ein Schutz in der Mitte und hält die Kugel.
„Wir haben den Schutz im Kreuz, wir haben jemanden, der sich vor uns stellt. So entsteht ein Schutzraum“,
so die Interpretation des Bildtitels von Beate Baberske, der künstlerischen Leiterin der Diakoneo Textilkunst. Diese Botschaft soll auf dem Wandteppich durch gestickte Elemente betont und damit verstärkt werden.
Rechts neben der Kugel fällt eine blaue Fläche auf, die auf den ersten Blick nicht ins Farbschema gehört. Blau ist die Farbe der Hoffnung. Violett enthält Blau. Das Kreuz verbindet die Elemente, das Orange, das Lila, auch das Blau.
Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken. Zum Beispiel eine kleine eckige gelbe Fläche, die ein Fenster sein könnte, darunter eine Tür. Ein Haus, ein großes Gebäude. Das ist der Ort der Diakoneo Gemeinschaft Neuendettelsau.
Die goldene Kugel darüber steckt im Jetzt und im Leben. Sie ist geschützt vor den Bedrohungen, denen jeder Mensch ausgesetzt ist und die auf dem Bild als schwarze Gitter, Dunkelheit, Dornen, Chaos unter der Kugel abgebildet sind. Beate Baberske und Rosa Penzko haben diesen, etwas verwaschen wirkenden, Bereich durch Stickerei plastisch hervorgehoben. Schwarze Linien betont die Stickerei, um ihnen das Bedrohliche zu nehmen.
Das Kreuz schützt zusammen mit einem orangenen Band vor der Dunkelheit. Es hält die Kugel, das Goldene, das Ewige.
Das Band, das sich nach rechts zum Blau hin auflöst, wird sichtbarer durch darüber gelegten Stoff, der zusätzlich bestickt ist. Die Strukturstickerei erinnert an Bleistiftstriche.
Oberhalb der Kugel erscheinen drei goldene senkrechte Linien. Sie sind erst auf den zweiten Blick erkennbar, stellen die Verbindung zwischen dem Jetzt und Dort her und erinnern an eine Krone. Im oberen Drittel der Kugel ist ein Heiligenschein angedeutet, auch er will gefunden werden.
Mehrere Punkte kommen aus dem Lichtkreuz, sie wandern nach oben ins Licht. Auf dem Textilkunst-Objekt sind sie gestickt, die Plastizität verstärkt ihre Wirkung. Sie könnten Seelen sein, die in die Ewigkeit gehen, sie könnten auch einen Sternenhimmel darstellen.
Hinter jeder Bearbeitung steckt ein Abwägen, die Arbeit muss zwischen den Arbeitsschritten immer wieder von Weitem betrachtet werden, bewor es weiter geht. Irgendwann ist alles getan, die Fäden werden vernäht, der Stoff wird gebügelt, gefüttert und zur Aufhängung vorbereitet. Bis alles getan war, verging etwa ein Jahr.
Heike Geßner, Schriftführerin beim Freundeskreis
Künstler
Jörgen Habedank sagt über sich: Als Künstler, Familienvater und Ehepartner lebe und arbeite ich in Tornesch - bin Norddeutscher, Weltbürger, Farbkünstler.
Diakoneo-Expertin
In die Idee des gemalten Motives taucht Beate Baberske ein und entlockt ihm sein textiles Potential, indem sie Aktzente verstärkt oder Motive mit Stoff "griffiger" macht. Foto Uwe Niklas
Kontakt
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